studiolab. Arbeit an Arbeit
Liebe Kolleg:innen, liebe Studierende und Interessierte,
im Rahmen der letzten Treffen der dgv-Kommission Arbeitskulturen kamen wir zu dem Schluss, dass ein standortübergreifendes Format eine willkommene Bereicherung für die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit darstellen würde. Einzelne Forschungen können durch einen thematischen, konzeptuellen und kritischen Austausch an Qualität nur gewinnen.
In den vergangenen Monaten haben wir eine Struktur für den gegenseitigen Austausch über unsere „Arbeit an Arbeit“ vorbereitet, die von Interessierten nun mit Inhalt gefüllt werden kann.
Wir möchten im studiolab Wissenschaftler:innen die Chance geben, Gemeinsamkeiten zu finden und ihre eigenen Arbeiten zu diskutieren. Dafür haben wir uns von zwei kulturanthropologischen Konzepten des Zusammen-Arbeitens inspirieren lassen: Das Studio (Rabinow et al. 2008) und das Labor (Bieler et al. 2020), die beide auf einen offenen und geschützten Raum hinzielen, welcher der gemeinsamen (Weiter)Entwicklung von Ideen und Konzepten gewidmet ist und konstruktive Kritik jenseits der klassisch akademischen Formate ermöglicht.
Von April 2021 an werden wir uns alle sechs Wochen freitags von 12 bis 14 Uhr online im studiolab. Arbeit an Arbeit treffen, um alternierend Texte diskutieren, Methoden durchdenken, Themen fortentwickeln und an eigenen Texten arbeiten.
Wir starten am 16.4.2021 mit einer einführenden Sitzung „Kollaboratives Arbeiten an Kollaborativem Arbeiten“. In einem A) Lektüre-Atelier wollen wir gemeinsam die beiden genannten Texte diskutieren, im Sinne einer Kunst des Denkens zu neuen Ideen gelangen und uns gemeinsam auf die Zusammenarbeit im studiolab verständigen. In der nächsten Sitzung am 28.5.2021 gestalten wir die virtuellen Räume unseres studiolabs zum B) Methoden-Büro. Dort widmen wir uns unbürokratisch und undogmatisch der Erforschung von Arbeit aus Fachperspektiven. Am 9.7.2021 richten wir in unserem studiolab eine C) Themen-Factory ein. Wir wollen überlegen, welche Forschungen zu Arbeit produziert worden sind und welche darüber hinaus produziert werden müssten. Im Anschluss daran werden wir uns verschlüsseln und am 20.8.2021 mit Bitte um konstruktive Kritik im Rahmen von Daten- und Ideenschutz eine D) Schreib-Werkstatt einrichten. In der Werkstatt sprechen wir über Texte im Entwurfsstadium, die im Vorfeld zirkuliert und von zwei Teilnehmer:innen affirmativ und kritisch vorgestellt werden.
Mit diesem Format zielen wir darauf,
- gemeinsam Inhalte zu diskutieren und weiterzudenken,
- uns zu vernetzen,
- hierarchiekritisch und transgenerationell an Themenfeldern zu arbeiten,
- publikationsfähige Texte zu produzieren, die einen mutigen Ton anschlagen und
- Gedanken zu Tage fördern, die über die Fachgrenzen hinaus Gehör finden können.
Uns interessieren Themenfelder ebenso wie Konzepte und kritische Perspektivnahmen. Klassische Fragen, wie die der gerechten Verteilung von Arbeit, der Bedeutung von Geschlechterungleichheiten, Entgrenzung oder Subjektivierung können ebenso ins gemeinsame Nachdenken einfließen, wie Fragen nach Geschichte und Zukunft von Arbeitsformen, -praxen und -selbstverständnissen.
Das studiolab. Arbeit an Arbeit ist offen für alle, die dazu bereit sind, fair und konstruktiv zu diskutieren, die Lust darauf haben, inter-aktiv Sitzungen zu verantworten und zu gestalten und am gemeinsamen Austausch interessiert sind, um den eigenen Horizont zu erweitern und an Kultur(wissenschaft)en aktiv mitzuwirken.
Interessierte melden sich bitte an unter arbeitanarbeit@d-g-v.de. Ein Einstieg zu Beginn des studiolabs ist gewünscht, prinzipiell aber auch später jederzeit möglich. Um die gemeinsame Arbeit an Arbeit zu gestalten bitten wir alle Teilnehmer:innen, Patenschaften für einzelne Elemente von Sitzungen zu übernehmen und zu einer Community-Bibliographie beizutragen.
Es freuen sich auf die gemeinsame Arbeit an Arbeit
Anne Dippel, Lina Franken, Isabella Kölz, Tasmin Taskale und Oliver Wurzbacher
Was ermöglicht das studiolab? Zu den Formaten
Das studiolab bietet vier unterschiedliche Arbeitsräume, die den Teilnehmer:innen Platz für thematischen, konzeptuellen und kritischen Austausch zu den eigenen Forschungsarbeiten geben. Die Arbeitsräume bauen flexibel aufeinander auf und ermöglichen eine Arbeitsumgebung, in deren Zentrum eine offene und undogmatische wissenschaftliche Zusammenarbeit steht. Jeder Arbeitsraum des studiolab ist unterschiedlich eingerichtet, bezieht sich jeweils auf einen bestimmten Arbeitsmodus und stellt unterschiedliche Werkzeuge, Ressourcen und Strukturen zur Verfügung. Ziel ist es, die eigenen Themen, Forschungen und Zusammenhänge, an denen Teilnehmer:innen arbeiten und denken, durch die einzelnen Räume und Arbeitssettings des studiolab zu tragen und die Forschungsarbeiten so neu denken und schreiben zu können.
Das studiolab ist dabei auf dem Prinzip der flexiblen Verbindlichkeit aufgebaut: Regeln werden gemeinsam festgelegt und dann eingehalten. Jede:r kann, muss sich aber nicht aktiv beteiligen und teilhaben. Das studiolab als Arbeitsplatz besteht aus vier Arbeitsräumen, die immer wieder neu miteinander zusammengefügt werden können:
A) Lektüre-Atelier
Erläuterung
In Anlehnung an das Atelier als Arbeits- sowie Wohnstätte von Kreativen, soll das Lektüre-Atelier Raum für die kreative und kritische Auseinandersetzung mit und Diskussion von Texten und Theorien sein. So wie für die Arbeit im Atelier die Belichtung zentral ist, „beleuchten“ wir im Lektüre-Atelier unterschiedliche Texte und Textformate im Kontext der volkskundlich-kulturanthropologischen Arbeitskulturenforschung.
Ziel
Das Lektüre-Atelier verfolgt – als erster Baustein in der Architektur des studiolabs – das Ziel, die eigene Forschung in Verbindung mit der gemeinsam gelesenen Lektüre zu denken. Im Atelier wird damit sowohl (neuer) Input generiert als auch bisher Bestehendes neu beleuchtet.
Ablauf/Umsetzung/Aufbau
Das Lektüre-Atelier bietet als offenes Diskussionsforum Raum, (gemeinsam) ausgewählte Texte rund um den Themenkomplex Arbeitskulturenforschung zu besprechen. Als Teilnehmer:innen legen wir hierzu gemeinsam fest, welche Texte im Lektüre-Atelier besprochen werden sollen. Die ausgewählten Texte werden allen Teilnehmer:innen zur Verfügung gestellt und vorbereitend auf das Lektüre-Atelier gelesen. Zu jedem Atelier-Treffen übernimmt ein:e Teilnehmer:in die „Patenschaft“ für einen Text, leitet und moderiert den entstehenden Meinungsaustausch. Um Texte zu finden, die sich für die gemeinsame Lektüre lohnen, tragen alle Teilnehmer:innen zu einer studiolab-Bibliographie bei, in der jeweilig interessante Texte eingebracht und zur Diskussion gestellt werden können. Daraus entsteht allmählich eine eigene Gestalt, die unsere gemeinsamen Interessen und individuelle Schwerpunkte berücksichtigt, dabei an gesellschaftliche Prozesse angepasst bleibt und themenbezogen aktuelle, zukunftsweisende ebenso wie unvergängliche Texte in den Blick nimmt.
B) Methoden-Büro
Erläuterung
Als „Schreibstube“ zur Verrichtung von meist verwaltenden Tätigkeiten, bietet uns das Methoden-Büro einen Arbeitsplatz, um gemeinsam, offen und kritisch über das „Wie“ sowie die Wege und Verfahren unserer Erkenntnisproduktion nachzudenken. So möchten wir fachlichen Sichtweisen, Perspektiven und Werkzeuge schärfen. Den Fokus legen wir dabei auf Erhebungs- und Analysemethoden auch in ihren Verschränkungen miteinander.
Ziel
Im Methoden-Büro wollen wir uns unbürokratisch und undogmatisch den methodischen und methodologischen Aspekten der volkskundlich-kulturanthropologischen Erforschung von Arbeit widmen. Ziel ist es, gemeinsam zu diskutieren, zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen, auf welche Arten und Weisen wir zu Arbeit forschen, in der Vergangenheit geforscht haben und zukünftig forschen wollen. Gleichzeitig bietet das Methoden-Büro die Möglichkeit, sich über konkrete methodische Fragen laufender Forschungen auszutauschen und das eigene Tun anhand der Diskussionen und Inputs zu reflektieren und ggf. neu denken zu können.
Ablauf/Umsetzung
Im Methoden-Büro geben zwei bis drei Pat:innen einen kurzen Input entweder zum eigenen methodischen und methodologischen Vorgehen, offenen Fragen und Problemen oder zum explorativen Ausprobieren neuer Methoden, die übergreifend interessant sein könnten. Bei unserem ersten Treffen im Methoden-Büro besprechen wir gemeinsam, mit welchen Methoden Teilnehmer:innen des studiolab sich aktuell auseinandersetzen, um daraus die Schwerpunkte und Patenschaften der nächsten Sitzungen zu planen.
C) Themen-Factory
Erläuterung
Angelehnt an den Begriff der „Denkfabrik“, öffnet die Themen-Factory einen Arbeitsraum zur Präsentation und Diskussion von Forschungsthemen anhand konkreter Projekte mit Bezug zur Arbeitskulturenforschung.
Ziele
Denkfabriken wollen Debatten eröffnen: Die Themen-Factory ermöglicht damit sowohl eine Plattform zur Präsentation konkreter Projekte und Arbeiten sowie zu ihrer Diskussion und öffnet gleichzeitig Fragen danach, welche Arbeiten es zu einem bestimmten Themenkomplex schon gibt und welche Forschungen noch produziert werden müssten. Ziel ist die kritische und offene Auseinandersetzung mit konkreten Themen aus der Arbeitskulturenforschung, um sowohl den Ist-Zustand zu evaluieren als auch Fragen und Anregungen an die Zukunft ethnografischer und historiografischer Erforschung von Arbeit zu stellen.
Ablauf/Umsetzung
In der Themen-Factory stellen Teilnehmer:innen abgeschlossene oder laufende Projekte sowie Themenskizzen vor, die im Anschluss diskutiert werden. Das Gespräch wird von einer vorher gemeinsam festgelegten Person moderiert. Art und Input stehen der präsentierenden Person frei, sodass unterschiedliche Formate Platz in der Themen-Factory finden. In der ersten Themen-Factory stellen alle Teilnehmer:innen Projekte und Themen vor, an denen sie gerade arbeiten und denken. Gemeinsam wird anschließend festgelegt, welche Teilnehmer:innen ihre Themen in der kommenden Factory präsentieren wollen und wer die jeweilige Moderation übernimmt. Präsentation und Diskussion sollen zu gleichen Teilen Raum in der Themen-Factory finden.
D) Schreibwerkstatt
Erläuterung
Als Raum, indem ein Gewerk ausgeübt wird, ermöglicht die Schreibwerkstatt einen geschützten diskursivem Raum, um (gerade entstehende) Texte von Teilnehmer:innen vorzustellen und gemeinsam über diese zu sprechen. In Anlehnung an das Konzept der „Lernwerkstatt“, in deren Zentrum praktisches und eigenaktives Lernen in einer materialreichen Lernumgebung steht, lädt die Schreibwerkstatt dazu ein, gemeinsam Probleme zu erörtern und an konkreten Themen volkskundlich-kulturanthropologisches Schreiben im Rahmen des Themenkomplexes Arbeit voranzubringen.
Ziele
Die Schreibwerkstatt ist der Raum der Endmontage von Ergebnissen vorangegangener Treffen. Was thematisch, konzeptuell und kritisch ausgetauscht wurde, soll hier angewendet und in konkrete Texte umgesetzt werden. Das Ziel des studiolab ist, neben der offenen Diskussion auch publikationsfähige Texte zu produzieren, die einen mutigen Ton anschlagen und neue Gedanken zu Tage fördern. Wir wollen über die Fachgrenzen hinaus Gehör finden und das studiolab gibt uns dafür den Raum zur Gestaltung.
Ablauf/Umsetzung
Vorbereitend auf die Schreibwerkstatt können Teilnehmer:innen entscheiden, ob sie eigene, gerade entstehende Texte oder Textausschnitte in der Schreibwerkstatt zur Diskussion stellen möchten – oder ob sie eine der entstehenden Diskussionen moderieren möchten. Gemeinsam vereinbaren wir dann, wann welche Texte besprochen werden und welche Personen wann die Diskussionsmoderation übernehmen. Die Treffen in der Schreibwerktsatt finden verschlüsselt, mit Bitte um konstruktive Kritik im Rahmen des Ideen- und Datenschutzes und in einer vorher festgelegten Gruppe statt. Die ausgewählten Texte oder Textausschnitte werden vorab zur Vorbereitung auf die Schreibwerkstatt verschickt. Pro Schreibwerkstatt sollen jeweils zwei Texte oder Textausschnitte diskutiert und von den jeweiligen Autor:innen affirmativ und kritisch vorgestellt werden. Nach dieser kurzen Vorstellung beginnt die Diskussion zu den Texten, die von der jeweils moderierenden Person geleitet wird. Autor:in und Moderator:in können sich im Vorfeld absprechen, wie sie die Schreibwerkstatt nutzen wollen, sodass unterschiedliche Feedback- und Diskussionsformate mit/am Text Raum in der Schreibwerkstatt finden.